Die Bildung des
Anglervereins Schlänitzsee.
In den Gründerjahren des organisierten Angelns stand
die Ausübung des praktischen Angelns im
Vordergrund des Interesses.
Nach
dem 1. Weltkrieg zeigten sich besonders in den sporttreibenden Vereinen eine
zunehmende politische Polarisierung. Diesen gesellschaftlichen Trend folgend
organisierten sich die Berliner Arbeiter-Anglersportler zu Beginn der zwanziger
Jahre in eigenen Vereinen.
Die
Geschichte des Anglervereins Schlänitzsee begann mit der Gründung des
Arbeiter-Angler-Bundes Berlin und Umgebung.
Es
waren vier Anglervereine die sich im Juli des Jahres 1921 zu diesem Bunde
zusammen schloßen. Ein Jahr später waren es bereits 21 Vereine mit über 500
Mitgliedern mit der Bezeichnung " Arbeiter-Angler-Bund
Deutschlands (E.V.),
Auf der
Bundesgeneralversammlung am 2. April 1922 wurde dieser Name offiziell erstmals
genannt.
Der
Arbeiter-Anglerbund trat für die Einheit des Arbeitersportes und die klare
klassenmäßige Trennung des Arbeitersportes vom damaligen bürgerlichen Sport
ein.
Der Bund gliederte sich in Gaue, Bezirke, Gruppen, Vereine und
Einzelmitglieder.
Unser Verein gehörte zum Gau Berlin, Bezirk 1;
Anglerverein Nedlitz
e.V.; mit den Sektionen Nedlitz, Marquardt, Schlänitzsee.
Vorsitzender war im Jahre 1930 der Sportfreund Max Poppendorf
aus Berlin.
Die Vorstandsitzung fand an jedem 3. Donnerstag im Monat im
Nord-West Kasino in Berlin Alt Moabit 56 statt.
Der
zweite Bundestag beschloß Ostern 1928
ein neues Statut und präzisierte seine
Aufgaben wie folgt:
"Der
Arbeiter-Angler-Bund Deutschlands sieht seine vornehmste Aufgabe in der Wahrung
und Förderung der Interessen seiner Mitglieder auf allen Gebieten des
Angelsports. Insbesondere bei Beschaffung von Angelgelegenheiten, Angelkarten,
Geräten und Angelliteratur. Er tritt für Fahrpreisermäßigungen ein und fördert
die Gründung von
Wochenendkolonien. Er tritt bei den
gesetzgebenden Körperschaften ein für wirklichen Fischereischutz und für
Anerkennung des Angelsportes."
22/2
Bald entstand das Bedürfnis nach einer eigenen
Zeitung. So erschien am 9. Oktober 1922 die Nr. 1 vom „Mitteilungsblatt des
Arbeiter-Angler-Bundes Deutschland.
Ab Januar 1927 wurde aus dem bisherigen
Mitteilungsblatt die ebenfalls monatlich erscheinende auf 16 (A4) Seite erweiterte Zeitschrift - Der Freie
Angler -. Sie existierte bis zur Gleichschaltung aller Sportverbände im Jahre
1933.
Das Bundesorgan ( Angelzeitschrift) des AABD war
"Der Freie Angler"; in dem alle Bekanntmachungen, Beschlüße
und Berichte zum Vereinsleben veröffentlicht wurden.
Das Leben im AABD war vielseitig.
Im Vordergrund seiner Arbeit stand die Erziehung der Mitglieder zum
weidgerechten Angeln insbesondere unter den Bedingungen der Durchsetzung des
Natur- und Tierschutzes. (Artikel aus dem Bundesorgan unterstreichen dieses
Anliegen)
22/3
Neben der individuellen sportliche Betätigungen wurden:
. Fischereibestimmungen und Gesetze
. der
AABD, sein Statut , seine Angelordnung
. gemeinsamer Besuch von Museen, Aquarien
. Sommer- und
Kinderfeste
.
Preisangeln im Sommer
. Abangeln
zum Abschluß der Saison
durchgeführt.
Sie halfen das Zusammengehörigkeitsgefühl der
Mitglieder zu stärken.
Diese
Maßnahmen wurden nicht nur auf Vereinsebene organisiert und durchgeführt,
sondern ein großer Teil von Veranstaltungen fanden im Gaubereich statt. Wie zum
Beispiel:
mit der Kahnverlosung statt, auf dem es noch eine Vielzahl anderer Preise gab;
Die höchste Instanz des Arbeiter-Angler-Bundes
war der Bundestag, der alle zwei Jahre einberufen wurde.
Eine der wichtigsten Aufgaben die sich der AABD
gestellt hatte, war den werktätigen Menschen die, die ganze Woche in der
Großstadt arbeiteten und in den engen Mietskasernen wohnten, ein unbeschwertes
Wochenende in Licht, Luft und Sonne zu verschaffen. Zu diesem Zweck begann der
Bund im größerem Umfang Land zu pachten um dort den Mitgliedern den Bau von
Wochenendkolonien zu ermöglichen.
So
entstanden rings um Berlin Anglerkolonien: in Ketzin, am Schlänitzsee, in
Marquardt, in Phöben an der Havel .
. . und an anderen Orten.
Der AABD schuf
die ersten Siedlungen dieser Art und man kann sagen, das fast alle
Anglersiedlungen rund um Berlin in der Mark Brandenburg Gründungen des AABD
sind.
(
aus dem Heft Nummer 4, vom April 1929 "Der Freie Angler")
Die Arbeit mit Jugend erfolgt auf der Basis des
Jugendprogramms des A.A.B.D.
(siehe nebenstehend ein
Musterlehrplan, der in einer zweijährigen Ausbildung durchgeführt wird.
22/5
Vorführungen der Jugendgruppe
beim Kinderfest der Anglerkolonie Nedlitz 1929.
Zum kulturellen Leben gehörte auch das vom
Verein herausgegebene Liederbuch.
Neben den, zu dieser Zeit bekannten und populären
Volksliedern waren auch von den Mitgliedern neu geschriebene Texte enthalten,
die zu bekannten Melodien vorgetragen wurden.
Sie wurden sowohl bei den Wanderungen als auch auf
den Vereinsfesten gesungen.
( unten sind zwei
Lieder aus dem Inhalt ausgewählt worden zur Information über den Charakter der
neuen Texte.)
Eine der verbindlichen Bestimmungen für die Ausübung
des Angelsportes war das Fischereigesetz.
Auf dessen Grundlage:
a)
der Fischereischein
b)
der Erlaubnisschein
zum Angeln erforderlich ist. (Unterlagen beim Jahr 1934)
A:
Angelruten, diese gab es aus Bambusstäben.
Da die meisten Angler das Boot zum Angeln benutzten, verwenden sie ungeteilte
Stangen von ungefähr bis zu 5 m Länge. Alle längeren Abmessungen waren auf
Grund der Unhandlichkeit und des Gewichtes nicht geeignet. Entscheidend dabei
war aus welchen der drei Bambusarten sie bestanden, weil Gewicht, Stabilität
und Tragfähigkeit unterschiedlich war. (siehe Bild rechts)
Der Fachhandel hatte auch
geteilte Ruten mit Hülsen zum Zusammenstecken im Angebot. Diese konnte man
besser transportieren, wenn es nach auswärts zum Wettkampf ging.
(siehe
Bild 54 aus DAM-Katalog 1935)
Auf dem Bild die Sportfreunde Fritz Heims, Jutacenka sowie weitere
Mitglieder der Gruppe.
Gut zu sehen sind die ungeteilten Angelruten die
überwiegend benutz wurden.
22/9
B: Angelrollen, in dieser Zeit waren zwei
wesentliche Rollentypen bei DAM im Handel.
a)
für die Grundangelei
b)
für die Spinn- und Turnierangelei die Multirolle
Die untere Rolle ist eine Freilaufrolle, versehen mit einem Ein- und
Ausschalter, dadurch wird der Antrieb frei und die Kurbel läuft beim Wurf nicht
mehr mit. Die Rolle faßt 150 m dünne Turnierschnur oder 100 m
Spinnerschnur.
Spätere Modelle waren
Schurführer-Rollen mit automatisch arbeitende
Bremsvorrichtung. 1935
brachte DAM die erste deutsche Konstruktion
einer
Stationärrolle auf den Markt. Es war die „Quick Standard“
C:
Angelschnüre
22-10
Die ersten Angelschnüre waren
Flechtschnüre und bestanden aus Rohseiden, Flachs oder Makozwirn (ägyptische Baumwolle).
Das Bild rechts zeigt den Aufbau einer
Seidenschnur. Darunter Schnurstärken und Tragkraftangeben.
D:
Angelboote, zum Angeln
wurden Holzboote verwendet. Sie waren eine Anfertigung aus den Werften in
Potsdam oder Umgebung. Zum Rudern oder auch zum Fahren mit Seiten- oder
Heckmotoren vorgesehen. Im
Bild sind auf der rechten Seite die Angelruten und die Steckstangen zum
Festlegen des Bootes beim Angeln zu sehen.
Dazu ein
FZ-Seitenbordmotor mit 2,5 PS-Leistung.
Jedes
Jahr im Frühjahr zwischen März und April wurden die Boote wieder flott gemacht.
Es erhielt wieder einen neuen
Anstrich, dazu mußte der alte Anstrich in sehr aufwendiger Arbeit erst einmal
entfernt werden.
22/11
Zu diesem Zeitpunkt
lag der Schwerpunkt für die Ansiedlung noch in Nedlitz.
Die Angler, Ruderer
und Segler nutzten das Gelände am Schlänitzsee zum Zelten und übernachteten,
wenn Berlin nach einem Ausflug, abends nicht mehr erreichbar war.
Als die Grundstücke
nicht mehr ausreichten, ging der Verein daran neue Flächen zu beschaffen. Im Jahre 1926 wurden 120 Grundstücke an
der Kanalbrücke erworben und parzelliert.
Dieses Bild stammt aus der Zeit
als hier noch Lehm, der auf dem Fuchsberg gewonnen wurde, in kleinen Schuten in
der „“Polnischen Wirtschaft verladen und nach Glindow transportiert wurde. Es ist entstanden, bevor
die ersten Lauben errichtet wurden und in diesem Bereich die polnischen
Schnitter zur Erntezeit kampierten. Nach der Ernte dann den Lehm auf dem
Fuchsberg abbauten, transportierten und verfrachteten. (Blick
vom Strandweg auf die Töplitzer Seite)
Ab 1927 setzte dann auch hier die
Bebauung mit Lauben ein. In vielen Fällen wurden sie in Gemeinschaftsarbeit
errichtet. Das Bild zeigt das Richtfest der ersten Laube am Strandweg 307.
Im Jahre 1927 kam ein Paul
Fresdorf zum Schlänitzsee. Er erkannte gleich das
hier ein gutes Geschäft zu machen ist und übernahm 1928/29 die Geschäftsführung
des Anglervereins zusammen mit Kalb und Poppendorf.
(im Bild
rechts mit seiner Frau)
Er war ein guter Organisator und hat in der
Folgezeit einiges für den Verein auf die Beine gestellt.
Jeder
der eine Laube errichten wollte mußte einen Antrag an den Amtsvorsteher in
Bornim richten die so aussah:
Erteilung
der Erlaubnis zum Bau einer Holzlaube.
Als Mitglied des Anglerverein Nedlitz beabsichtige ich
auf dem vom Verein gepachteten Gelände im Dreieck Schlänitzsee-Paretzerkanal
eine doppelwandige Holzlaube nach umseitiger Skizze zu bauen.
Die Außenwände werden außen mit Ruberoidpappe
benagelt. Die eiserne Kochmaschine steht von den Wänden 20 cm entfernt. In der
Nähe der Kochmaschine werden die Seitenwände mit Asbest bekleidet, ebendso die
Stelle der Seitenwand, wo das Rohr durchgeführt wird, wird mit Asbest
ausgefüllt. Ich bitte um Erteilung der Genehmigung.
Ergebendst
Rückert
Verwaltungsinspektor
Als
registrierte Siedler, konnten durch den genossenschaftlichen Status des
Vereins, Waren an die Mitglieder verkauft werden, die vor allem zur Gestaltung
der Lauben und Anlagen benötigt wurden. Das waren:
·
Baumaterialien, Düngemittel,
·
Teer und Dachpappe für die Dächer,
·
Holzpfähle, für die ständige
Erneuerung der Uferbereiche,
·
Steckstangen zum Festlegen der
Boote,
·
Anstrichmaterialien sowie
Bedarfartikel des täglichen Lebens,
- besonders waren Bambusrohlinge
aus China für Angelruten gefragt.
Bei der Reichsbahn erhielten
Mitglieder mit diesem Ausweis, Fahrpreisermäßigungen, wenn nachweislich das
Grundstück unter der Größe von 200 qm war. Die Vereinsgrundstücke waren deshalb
auf 198 qm parzelliert.
Mit der Schaffung von
Anglergrundstücken war es notwendig, die zum Angeln benötigten Boote
unterzubringen. Der Vorstand beschloß den Bau eines Hafens. Vom
Wasserstraßenamt Brandenburg wurde die Zustimmung eingeholt und im Schilfgürtel
am Ostufer des Schlänitzsees wurde ein Bootshafen ausgebaggert.
(das Bild zeigt den Teil des Seehafens in Richtung
der „polnischen Wirtschaft)
Im
Verbandsorgan dem "„Freien Angler"“, Heft 8, von 1928 heißt es dazu:
Es war dem Anglerverein Nedlitz
möglich im Jahre 1928 eine Kahnanlage zu
errichten, die eine Sehenswürdigkeit ist
und eine Ausgabe von 15.000 Reichsmark
darstellt, ohne das eine Umlage bei der Mitgliedschaft notwendig war. Allerdings zählt
dieser Verein 450 Mitglieder. Nach dem Nedlitzer Prinzip wird überall im
Bunde gearbeitet“.
Der Seehafen (siehe zweites Bild) verlief vom Badestrand in
Richtung der Siedlung und weiter wie im ersten Bild ersichtlich. Die Pfähle für
die hintere Befestigung der Boote standen alle im gleichen Abstand zum Ufer.
Boote die keine direkten Angelboote waren sowie die mit größeren Abmessungen
hatten ihre Stände im Bereich kleine Mole.
28/2
Zum Schutz der Boote gegen den Wellenschlag bei
stürmischen Winden und auch gegen die Sogwirkung der Schiffahrt auf dem Kanal
wurde eine kleine Mole angelegt.
28/3
Das dazu gehörige Ufergrundstück, einschließlich des Bereichs des Badestrandes wurde für die Nutzung
durch den Verein vom Wasserstraßenamt gepachtet. Am Badestrand herrschte immer ein reger Betrieb. Vor allem Dingen
tummelten sich hier an den Wochenenden und in der Ferienzeit die Kinder.
In der Mitte ist eine größere
Schilffläche zu erkennen, die im See vorhanden ist. Sie erstreckte sich bis an
die Fahrrinne. Der beliebteste Platz wenn es auf den Fang von Fischen ging.
Am Badestrand wurde auch ein mit
Rohr gedecktes Badehäuschen zum umkleiden und mit einer Toilette auf der
Rückseite versehen, errichtet.
(Blick vom Seehafen in Richtung Kanal, rechts
im Bild das Badehäuschen)
Die Winterstürme sorgten
immer wieder für zusätzliche Arbeiten im Frühjahr.
Das Jahr 1929
Diese Luftbildaufnahme zeigt die Lage
der Siedlung Schlänitzsee.
(es
datiert ca. aus den Jahren 1929 bis 1932, da die Siedlung am Hauptweg
endet)
Im
Vordergrund der Leuchtturm, die Badestelle und rechts davon der Bootshafen-See
mit den Pappeln, am Ende dann die Einfahrt in die „Polnische Wirtschaft“,
bewachsen mit großen Weidenbäumen. Links oben im Bild die Siedlung Kanalbrücke
mit der Straßenbrücke über den Kanal von Potsdam nach Marquardt
Dieses
Bild zeigt die Siedlung aus einer anderen Perspektive. Sehr deutlich ist
zuerkennen, daß die Siedlung am Hauptweg endet.
Das Gemeinschaftsangeln zählte zu den
beliebtesten Veranstaltungen des Bundes. Auf Grund der verstreuten
territorialen Lage der Abteilungen kamen für gemeinsame Angelveranstaltungen
verschiedene Seen zur Auswahl. Je nachdem welche Gruppe die Aufgabe für die
Ausrichtung erhielt. So z. B. der Krampnitzsee, der Fahrländer See, der Weiße
See oder auch die Havel bei Phöben. Sportfreunde berichteten darüber das
Fahrten auch zu anderen Veranstaltungen des Bundes wie Sommer- und Kinderfeste
nach Ketzin und sogar bis zum Trebelsee bei Brandenburg stattfanden.
Nicht jeder Sportfreund besaß zum Boot auch noch
einen Motor. Das Problem wurde so gelöst, daß die Boote zusammen gekoppelt
wurden und dann mit dem georderten Schlepper des Strommeisters zu den entsprechenden
Seen gezogen wurden.
(Das Bild zeigt so einen Zug über
den Schlänitzsee. Im Hintergrund die Töplitzer Uferfront )
Dabei wurde eine Steckstange über beide Boote
gelegt und befestigt. Sie dienten als Abstandshalter zwischen den Booten und es
wurde gleichzeitig das Zugseil des Schleppers daran befestigt, alle folgenden
Boote waren sowohl an den vorderen Booten als auch am Schleppseil angebunden.
Der Zug des Schleppers wurde an drei Seilen wirksam.
30/2 Außerdem war es kein Problem erst am nächsten Tage die Rückfahrt
anzutreten. Die Boote eigneten sich sehr gut für eine Übernachtung. Eine
Vielzahl von Sportfreunden verbrachte in jedem Jahr den Urlaub mit der Familie
in der Natur.
(Leider können
wir nicht sagen wo dieses Bild aufgenommen wurde.)
Auf dem Bild der Sportfreund Otto Ernst (links) und ein weiteres Mitglied, die
eine Ausfahrt unternehmen. Gut zu sehen sind die Steckstangen an den Booten und
der Blick auf die „"polnische Wirtschaft"“ zeigt den großen
Gelegestreifen am Ufer des Schlänitzsee zu dieser Zeit.
Es
gab einen guten Fischbestand im Rohr. Große Rotfedern, Hechte und Schleien gab
es immer und besonders zum Aale angeln war es ein guter Platz.
Jahre
1933 - 1937
Nach dem Reichstagsbrand wurden die
Organisationen der Arbeiterklasse verboten. Die letzte Stunde des
Arbeiter-Angler-Bundes war gekommen.
Seine Geschäftsstelle in der Zimmerstraße in
Berlin wurde besetzt und das Vermögen des Bundes beschlagnahmt. In dem
"Mitteilungsblatt des Reichsverbandes deutscher Sportangler" vom Mai
1933 lesen wir dazu:
" Auf Grund des Gleichschaltungsprinzips ist seitens der
NSDAP der Reichsverband Deutscher Sportangler
e. V. entstanden.
Der Reichsverband Deutscher Sportangler
e. V. ist somit die einzige Reichsorganisation die offiziell anerkannt
ist und welche das Recht zusteht, Abschlüsse mit Staat und Gemeinden zu
treffen."
Die Mitglieder des Anglervereins Nedlitz standen
vor der Alternative in der neue Organisation einzutreten oder auszuscheiden. Um
den Fortbestand des Vereins zu sichern,
traten viele Mitglieder der neuen Organisation
bei.
Sie erhielten die neuen Ausweise.
(nebenstehend die Außenseite des
Ausweises,
darunter der Innenteil. Der rechte
untere Stempel zeigt die Zugehörigkeit Angler-Verein Nedlitz e.V.)
33/2
An den gesetzlichen Anforderungen hatte sich nichts
geändert. Es wurde nach wie vor nach dem Fischereigesetz
von 1916 geangelt.
Der Sportfreund Fresdorf war auch
der Fischereipächter vom
Sacrow-Paretzer-
Kanal wie aus den Unterlagen ersichtlich ist.
Das Angeln vom Boot war im Kanal nicht
erlaubt.
Die dazu gehörige Rückseite ist auf Seite 22/7
dargestellt.
33/3
Das Ganze hat dem Verein 25.000 Reichsmark gekostet.
Zu Beginn des Jahres 1934 war diese Aktion mit dem
Bau der Ausfahrt und der
entsprechenden Brücke über den Treidelweg
abgeschlossen. Da solche Aktionen auch zu dieser Zeit nicht ohne behördliche
Genehmigungen durchgeführt werden konnten, zeigt das obenstehende Schreiben.
33/4
Zu dieser Zeit lagen schon zahlreiche Angelboote im Stichkanal. Der
Verein gab diese Bilder als Postkarten heraus.
Die Bebauung des Vereinsgrundstückes mit Lauben
war 1938 vollständig abgeschlossen. Am
oberen Böschungsrand wurden Rotdornbäume angepflanzt. Wenn sie blühten hatte
man den Eindruck in den holländischen Grachten zu sein.
Mit Blick entlang der Böschung, ist das Dach des Bootsschuppens
zusehen.
Die Jahre 1936 - 37
Für die
Erweiterung des Anglervereins Nedlitz durch die Sektion Schlänitzsee und der
damit verbundenen Schaffung einer materiellen Basis, in Form eines eigenen
Vereinsgrundstücks mit einem Bootshaus und einem weiteren Bootshafen, wurde der
Sportfreund Fresdorf ausgezeichnet.
Für sein aktives Wirken in der Sportorganisation
wurde er im Jahre 1937 mit der Ehrennadel in Silber ausgezeichnet.
36/2
Es war ein
weiterer Verdienst des Anglerverein Nedlitz, als nach langen Verhandlungen, zur
Jahreswende 1934/35 die Reichsbahn gleich hinter der Eisenbahnbrücke den
Haltepunkt Marquardt einrichtete. Für die vielen Sportfreunde eine wesentliche
Erleichterung, denn man kam mit der Eisenbahn von Berlin und die hielt nur in
Grube-Bornim oder Satzkorn. Es war immer ein langer Fußmarsch mit Gepäck um ein
Wochenende zu verbringen. Der Siedlerausweis berechtigte die Sportfreunde
verbilligte Fahrkarten für die Hin- und Rückfahrt in Anspruch zu nehmen.
Für den
aktiven Angler gab es den Anglerkalender
von 61 Seiten mit umfangreichen Informationen zu den wichtigsten Fischarten,
Anglerwinke, Grundregeln für Spinnangler, Erste Hilfe Hinweise und verschiedene andere Mitteilungen.
Der ehemalige Zillenbesitzer Lukow baute sich hinter
der Bahnlinie an der Kanalbrücke einen Ausschank. Es war eine Holzbaracke mit
einem kleinen Boden darüber. Nach kurzer Zeit kam noch ein kleiner Verkaufsraum
für Lebensmittel dazu. Hier konnte man einkaufen und bei Bier und Korn erfuhr
man so nebenbei das Neueste aus dem Vereinsleben. Ausführlicher als auf jeder
Mitgliederversammlung da auch gleich die Meinung der Erzähler hinzu kam. Es
ging manchmal recht lustig zu, wenn Ruderer und Segler nicht mehr nach Berlin
kamen und auf dem Heuboden übernachteten. Er war unter den Anglern und
Zillenbesitzern als der „Wasserbudiker bekannt. Irgendwann brannte
das Häuschen ab und wurde nicht
mehr aufgebaut
36/3
Durch
die immer größer werdende Zahl von Anglern entwickelte sich auch die dazu
gehörende Industrie mit einem umfangreichen Angebot von Angelgeräten und
Zubehör. Dazu waren Angebotskataloge
der Firmen vorhanden.
(rechts
der Katalog der Deutschen Angelgeräte Manufaktur Berlin von 1936)
(l
Die Angelposen waren aus
Naturmaterialien gefertigt. Sie gab es aus Kork, Federkielen bzw.
Stachelschweinposen für die feine Angelei.
Durch
die Industrie wurden auch neue Materialien entwickelt, die sich für die maschinelle
Massenproduktion eigneten. Es kamen Angelposen aus Zelluloid auf den Markt.
36/4
Es
begann auch eine Entwicklung von neuen
Kunstködern aus den unterschiedlichsten Materialien. Entscheidend dabei war das
die Farbgebung der Köder dauerhaft war.
Ein
besonders umfangreiches Angebot von verschiedenen Wirbeln sind ausführlich
erläutert. Sehr gut ist die Anmerkung in den letzten Zeilen die ganz präzise
Angaben zu Wirbelgröße und die Tragkraft enthält.
Des Weiteren sind im Katalog Angaben zu Wobblern, Metallspinnködern
sowie über die ganze Palette des Zubehörs enthalten.
Das Jahr 1938
Am 1. August 1938 war in Zeitungen unter der
Überschrift zu lesen:
„- Wiener Ferienkinder erholen sich in der Nähe von Berlin “-
Auf Einladung des Vorstandes des Vereins
verbrachten 40 Wiener Kinder aus Anglerfamilien mit ihren Betreuern einige
Wochen ihrer Ferien bei Mitgliedern unser Gruppe.
Sie waren zu
dem Zeitpunkt anwesend wo das traditionelle Sommer- und Kinderfest des Vereins
stattfindet.
38/2
Zu dieser Zeit
befand sich am Schlänitzsee eine Einrichtung der Post.
Das Jahr 1941
Im Jahre 1941 bestehen im Anglerverein weiterhin drei Gruppen.
Der Kassenbericht gibt Auskunft
darüber, daß die Arbeit des Vereins weiter geführt wurde.
Nicht durchgeführt wurden die
kulturellen Gemeinschaftsveranstaltungen.
Der
Sportfreund Liebenow, als Wächter, sorgt mit seinen Rundgängen in der Siedlung
für die Sicherheit der
Laubengrundstücke. Durchgeführt wurden Instandsetzungs- und Pflegearbeiten an
den Häfen und der Verschnitt der Rotdornbäume am Stichkanal. In der Position
Pacht, sind die Laubengrundstücke enthalten die in der
Kolonie auf dem Grundstück des Wasserstraßenamtes Brandenburg stehen.